Blogito, ergo sum.

Indexing und ETFs aka "Fat stacks, yo!"

Jeder hat sie, diese auf magische Weise immer länger werdende Bank, auf der man die Dinge ablegt, die einem wichtig erscheinen. Leider hat diese Bank eben nicht die Eigenschaft gleich lang zu bleiben, dass die Möglichkeit besteht, die Dinge am anderen Ende einfach herunterpurzeln zu lassen. Stattdessen können sich einfach immer größere und schwerere Projekte auf der unendlichen Bank ansammeln.

Neben einer überfälligen Deload-Woche im Training und einer Steuererklärung hatte sich da auch einiges zum Thema Sparen aufgetürmt. Wie es das Schicksal so wollte, hatten wir neulich eine kleine Reunion vom Studium, wobei einer meiner alten Kollegen, der mittlerweile in Frankfurt bei einer kleinen Finanzklitsche den Untergang des Kapitalismus vorantreibt, auch am Start war. Dabei habe ich ihn mal durch die grüne Brille hindurch gefragt, wie man denn nun sein Geld anlegen solle. Und da kam er mit dem Thema “Indexing” und “ETFs” um die Ecke. Die Idee leuchtete mir, zumindest halbwegs, ziemlich schnell ein. Anstatt auf gewisse Aktien zu setzen, bildet man “einfach” einen Aktienindex nach und wartet, dass der Markt es einfach regelt.

Doch irgendwie trieb es mich um, wie das eigentlich alles funktioniert. Zwar hatte ich im Verlauf vom Studium schon einmal von Risikotheorie und Portfoliotheorie gehört, doch ich wusste weder was ein Portfolio eigentlich genau ist, noch was eigentlich Fonds sind. Ich hörte mich ein wenig um und mir wurde prompt von einem Kollegen ein Buch zum Thema ausgeliehen.

Was habe ich nun also gelernt? Letztlich basiert die Überlegenheit von passivem Investieren mit Indexing auf der Theorie des informationseffizienten Marktes von Wertpapieren. Dieser zufolge ist im Preis eines Wertpapiers zu jedem Zeitpunkt bereits die gesamte verfügbare Information, die zu jenem Papier gehört, eingeflossen. Auf den ersten Blick scheint dies vollkommen logisch und natürlich, doch die daraus folgenden Implikationen sind das eigentlich interessante daran.

Die erste ist, dass es keine unter- oder überpreisten Wertpapiere gibt. Dies bedeutet, dass keine direkte und ausbeutbare Arbitragemöglichkeit existiert, weil es (selbst wenn es sie gäbe) nicht möglich wäre zu niedrig bepreiste Aktien zu identifizieren und diese später zum tatsächlichen (wahren) und deswegen höheren Preis zu verkaufen. Denn geht man von einem effizienten Markt und einer Arbitragemöglichkeit aus, so führt die Effizienz zum sofortigen Verschwinden dieser Arbitrage, also einem Widerspruch.

Wenn zweitens diese direkte Möglichkeit der Renditeerwirtschaftung nicht existiert, könnte man argumentieren, dass man immernoch Aktien identifizieren könne, welche bald steigen würden, man sie also im Jetzt kaufen kann, um sie im Bald mit positivem Delta zu verkaufen. Aber durch die Informationseffizienz sind selbst solche Wahrscheinlichkeiten schon eingepreist. Der Markt korrigiert den Preis also so, dass Steigen und Fallen im nächsten Kurswechsel genau gleich wahrscheinlich werden. Dies führt dazu, dass man nur genau in der Hälfte der Fälle richtig auf das Steigen setzt. Schlussendlich kommt es also auf ein Nullsummenspiel heraus, man wird demnach zum Zocker.

Letztlich lassen sich durch die Effizienz viele Anlagestrategien, die häufiges Traden mit Aktien und gewisse “Informationen” nutzen, als nicht seriös und sinnvoll entlarven, weil der Markt es einfach nicht zulässt. Der Witz ist also nun, dass solche Strategien langfristig nicht besser sind, als einfach zufällig, sagen wir 500, verschiedene Wertpapiere zu kaufen und diese für einen langen Zeitraum zu halten. So schwimmt man einfach im Markt mit und beteiligt sich an alle Ecken und Enden am Wachstum, welches sich zumindest langfristig im Zeitraum von mehr als 20 Jahren halbwegs sicher einstellt.

Diese sogenannte Buy-and-Hold-Strategie ist die Grundlage des Indexings. Hierbei investiert man in Fonds, welche algorithmisch, also deterministisch gegeben den aktuellen Markt, die Wertpapiere, in die der Fond investiert, einkaufen oder abstoßen. Wie mit den Aktien verfahren wird, hängt von dem Index ab, an welchen der Indexing-Fond geknüpft ist. Man könnte beispielsweise den DAX versuchen nachzubilden, indem man in dem Fond immer genau die Wertpapiere hält, welche den DAX bilden und genau zu jenen Anteilen in denen sie in den DAX einfließen. Dahinter steckt einerseits die Theorie des effizienten Marktes, weil den Markt zu schlagen nur in 50% der Fälle gelingt und andererseits die Tatsache, dass Indices, wie der DAX, eben dafür gemacht sind, den Markt als ganzes abzubilden. Wenn man diesen Indices also versucht zu folgen, so versucht man einfach den Markt zu verfolgen, anstatt ihn zu schlagen. Da hierzu viel weniger Aktienhandelsvorgänge notwendig sind, um dies hinreichend genau zu erreichen, sind auch die Kosten, die bei einer solchen Strategie verursacht werden, sehr viel niedriger als bei dem Versuch mit häufigen Trades den Markt zu outperformen. Dies führt dazu, dass solche Strategien trotz ihrer Bescheidenheit nach Abzug aller Kosten besser dastehen als die von einem Geldkasper verwaltete Portfolios.

Es hat sich in der Vergangenheit scheinbar herausgestellt, dass gewisse Indices wirklich in der Lage sind, den Markt für den sie gelten, in eine hübsche Rendite für den Anleger umzuwandeln. Wenn es um mich als Anleger geht, interessiert mich aber nicht der ganze Markt und auch nicht die Vergangenheit, sondern eigentlich die Zukunft und vor allem, was am Ende rauskommen wird. Hierzu muss man mit sich selbst ringen, wie viel Risiko man eingehen möchte. Da aber im Allgemeinen Risiko eine Rendite überhaupt erst möglich macht (wofür sollte man sonst belohnt werden, wenn nicht für das eingegangene Risiko?), ist man gezwungen ein solches einzugehen. Um hierbei das Risiko der Aktien möglichst gering zu halten, solche man Märkte (Assetklassen) mit den zugehörigen Fonds indizieren, welche möglichst wenig stark mit einander korrelieren. Je verschiedener, also weniger korreliert, die Assetklassen oder Märkte sind, in die man investiert, desto schlauer ist es, diese zusammen in ein Portfolio zu packen. Ich denke es leuchtet sofort ein, weshalb. Staatsanleihen korrelieren im Allgemeinen sehr wenig mit dem Wertpapiermarkt und Aktien aus verschiedenen Teilen der Welt haben auch eine geringe, wenn auch etwas höhere, Korrelation mit einander.

Der Witz ist nun, dass man einerseits Aktien-Indices aus vielen Teilen der Welt miteinander im richtigen Verhältnis miteinander mischt und das Gesamtrisiko durch den Anteil von Staatsanleihen im Portfolio sehr granular steuern kann. Darüber hinaus habe ich heute noch gelernt, dass man mit zunehmend näher rückender Rente, wofür ich es machen werde, den Anteil der Staatsanleihen erhöhen sollte, um sich eben immer weniger Risiko aussetzen zu müssen.

That’s it. Mehr weiß ich nicht. Mir macht Wirtschaft deutlich mehr Spaß, als ich es dachte und ich hoffen dran zu bleiben. So long.

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