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Sind wir in einer ETF Blase?

Mir wurde ein Artikel gezeigt, bei dem es darum geht, ob wir in einer ETF Blase sind, und welche Auswirkungen das haben könnte.

Laut Financial Times gibt es auf der Welt mehr als 3 Millionen ETFs, die die Aktienmärkte abbilden. Dem stehen nicht einmal 50.000 Aktien weltweit gegenüber. […] Auf der einen Seite scheinen ETFs die Aktienmärkte auf alle möglichen Arten zerlegt zu haben, sodass man sich mit der entsprechenden Auswahl praktisch ein ganz beliebiges, mehr oder weniger diversifiziertes Stück für sein eigenes Portfolio herausschneiden kann.

Schön und gut. Wenn man mal davon ausgeht, dass alle ETFs 25.000 Aktien enthalten, also 50% des Weltmarktes abdecken, dann entsprechen diese 3.000.000 ETFs 2.66*10^-15042 Prozent aller möglichen ETFs. Das sind rund 1500 Nullen hinter dem Komma. Würde man noch andere ETF-Größen zulassen, wären es noch viel mehr. Die Anzahl der verfügbaren ETFs ist also in Anbetracht der verfügbaren Aktien wirklich verschwindend gering. Die meisten möglichen Kombinationen wurden also niemals in Betracht gezogen. Die Aussage übertreibt demnach vollkommen.

Aktuell wird für diesen Index ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter 27 angegeben. Das klingt eigentlich ganz attraktiv, wenn man berücksichtigt, dass dieser Index zu 60 % aus Technologieaktien besteht und die größten Positionen die bekannten Unternehmen sind, die aktuell die westliche Internetwelt dominieren. Man scheint hier mit die besten Unternehmen der Welt in einer günstig erscheinenden Mischung einzukaufen.

Hier macht man schonmal den Fehler zu denken, dass betriebswirtschaftlich gut wirtschaftende Unternehmen immer auch Unternehmen sind, deren Aktien es wert sind zu kaufen. Das Widerspricht der Informationseffiziens des Markets, da solche Kennzahlen und Erwartungen schon eingepreist sind, es also keinen Grund gibt anzunehmen, dass diese Aktien unterpreist seien und man dadurch eine überdurchschnittliche Rendite erwarten könne. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es generell schon eine Wette ist, die man in der Hälfte der Fälle verliert, wenn man sich auf eine Branche oder sonst etwas Bestimmtes einschränkt.

Wenn Green recht hat und die Hälfte davon passiv investiert wird, und man außerdem davon ausgehen kann, dass mit der Zeit immer mehr und nicht weniger Kapital passiv investiert wird, dann kommt man mittels groben Überschlagens der obigen Zahlen darauf, dass möglicherweise bereits heute fast die Hälfte der Börsenkapitalisierung durch passives Investieren zustande kommt.

Hier sehe ich kein Problem dabei, denn der Autor spricht nicht von dem Problem beim Investieren in Aktien, sondern vom Problem der ETFs. Der Unterschied, ob ich über einen ETF Aktien “passiv” erwerbe, oder diese “aktiv” macht doch für den Weg, den das Kapital nimmt in dem Fall keinen Unterschied. Es fließt in Aktien. Lediglich die Entscheidung in welche, wird von einem ETF oder Indexing-Fond getroffen.

Selbst wenn das heute noch nicht ganz so weit ist, aktuelle Trends dürften uns dorthin bringen. Und das ist der Grund, weshalb ein Steven Bregman vielleicht gar nicht so unrecht hat, wenn er „von der größten Blase, die wir jemals erlebt haben“ spricht.

Im Artikel selbst soll eine Blase daran erkennbar sein, dass jeder auf den Zug aufspringen will. Das wird aber nur zum Problem, wenn es wirklich zu einer Spekulation verkommt und man den Zug nutzen will, um eine schnelle Rendite zu erzielen. Wenn man sich aber einen ETF zum MSCI Weltindex zulegt, dann springt man effektiv nicht auf einen Zug auf, sondern auf mehrere hundert gleichzeitig. Wenn da einer an die Wand fährt, dann ist das eben so. Und da man nach der EMT eben nicht im vorhinein entscheiden kann, welcher Zug ans Ziel kommt und welcher nicht, ist das eine Sache, die man eben in Kauf nehmen muss.

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